Leitbild oder Lippenbekenntnis? Was Ihre Strategie mit Ihrem Selbstbild zu tun hat
- OKR Institut

- 9. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Pünktlich, zuverlässig, kundenorientiert - das war einmal das Selbstverständnis der Deutschen Bahn. Doch im Jahr 2025 sieht die Realität anders aus: Die stark veraltete und unterfinanzierte Infrastruktur führt zu Zugausfällen und Verspätungen, das Kundenservice ist ausgelagert und interne Strukturen zersplittern im Reformchaos. Sogar die Konzernleitung selbst spricht inzwischen von einem „Systemversagen“.

Mittlerweile hat die Suche nach einem neuen Konzernchef begonnen – eine Aufgabe, die alles andere als leicht sein wird. Denn wer auch immer das Steuer übernimmt, steht nicht nur vor technischen und organisatorischen Herausforderungen, sondern vor einer tiefer liegenden Frage nach Identität und Ausrichtung.
Was viele dabei übersehen: Diese Krise ist kein reines Technik- oder Prozessproblem – sie ist auch ein Identitätsproblem. Das eigentliche Fundament fehlt: ein belastbares, gelebtes Leitbild, das Orientierung gibt, Prioritäten setzt und alle Ebenen strategisch zusammenhält.
Wo ein solches Leitbild fehlt, verliert auch die Strategie an Halt. Statt klarer Richtung entsteht ein operativer Flickenteppich, und anstelle von Prioritäten herrscht purer Aktionismus. Ein Lehrstück, warum strategische Wirksamkeit ein gutes Selbstverständnis braucht.
Warum das Leitbild strategisch relevant ist?
Ein belastbares Leitbild beantwortet drei Fragen: Wer sind wir? Wofür stehen wir? Was treibt uns an? Und zwar über das Tagesgeschäft hinaus, auch unter Druck und langfristig.
Es geht dabei nicht um schöne Worte oder externe Kommunikation, sondern um interne Klarheit: über Ziele, Grenzen, Handlungsprinzipien. Fehlt diese Grundlage, wird Strategie zur Wundertüte: Jedes neue Projekt „könnte irgendwie passen“. Und irgendwann passt gar nichts mehr zusammen.
Leitbild, Vision, Strategie – wie hängt das zusammen?
Strategie muss Antworten auf zentrale Herausforderungen liefern. Und diese ergeben sich aus:
Dem Existenzgrund: Warum gibt es uns überhaupt?
Der Vision: Was wollen wir langfristig verändern und erreichen?
Der Mission: Was leisten wir für unsere Kunden, welchen Mehrwert haben Sie durch uns?
Den Prinzipien: Was sind unsere Spielregeln für die Zusammenarbeit in der Organisation?
Und den Werten: Welche Verhaltensweisen fordern wir von jedem einzelnen Mitarbeitenden?
Nur wenn diese fünf Elemente gut aufeinander aufbauen, machen sie strategische Entscheidungen kohärent, geben Orientierung bei Zielkonflikten und schaffen Anschlussfähigkeit über alle Bereiche hinweg.
Konkret machen, nicht nur formulieren
Viele Leitbilder bleiben wirkungslos, weil sie zu abgehoben und nicht konkret genug sind. Was bedeutet zB Verantwortung für uns? Konkret für jeden einzelnen? Und kann das im Idealfall sogar bewertet werden? Ein starkes Leitbild spürt man im Verhalten der Mitarbeitenden, nicht im Wording.
Praxistipp:
Erarbeiten Sie zuerst Ihre Mission und Vision. Die Schnittmenge der beiden führt zielsicher zu Ihrem pragmatischen Existenzgrund. Sie müssen nicht die Welt retten. Alles, was Sie brauchen, ist ein einfaches „Warum“, das die gesamte Belegschaft versteht und ihr Orientierung gibt.
Fazit:
Ein wirksames Leitbild ist kein Poster. Es ist ein strategisches Navigationssystem. Und wer sich darin nicht regelmäßig neu kalibriert, läuft Gefahr, immer effizienter zu werden - allerdings mit voller Kraft in eine Richtung, die mit dem eigentlichen Selbstverständnis längst nichts mehr zu tun hat. Wie bei der Deutschen Bahn.
3 Reflexionsimpulse für Ihr Führungsteam:
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