Warum gute Strategie kein Konsens ist
- OKR Institut
- 7. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Mai

In vielen Unternehmen ist Konsens ein unausgesprochenes Führungsprinzip: Entscheidungen sollen möglichst konfliktfrei getroffen werden, strategische Initiativen "alle abholen" und ja niemanden vor den Kopf stoßen.
Klingt fair, ist aber gefährlich. Denn Strategie lebt nicht von Zustimmung, sondern von Ausrichtung. Der Wunsch nach Einbindung aller Perspektiven führt dazu, dass Ziele immer weiter verwässert werden – bis am Ende nur noch das übrig bleibt, worauf sich alle einigen konnten.
Strategie braucht Haltung
Wer alle Stimmen gleich stark gewichten will, verhindert aber genau das, was Strategie leisten soll: klare Prioritäten, bewusste Ausschlüsse und eine Richtung, der andere folgen können. Führung bedeutet also nicht, allen zu gefallen – sondern Verantwortung zu übernehmen.
Natürlich braucht Strategie die Einbindung relevanter Perspektiven. Aber sie endet nicht mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern mit einer Entscheidung. Einer Entscheidung, die trägt, Orientierung gibt und Konflikte aushalten kann. Strategische Klarheit entsteht dann, wenn Konsens nicht mehr möglich ist – und jemand bereit ist, Haltung zu zeigen.
Wer gute Strategiearbeit leisten will, braucht deshalb die Fähigkeit, in Spannungsfeldern zu führen. Nicht gegen, sondern mit Menschen – aber eben nicht auf Kosten der Wirksamkeit. Kurzum: Führung zeigt sich dort, wo Entscheidungen getroffen werden. Auch wenn es nicht allen gefällt.
Strategie braucht nicht Konsens, sondern Klarheit!
Eine wirksame Strategie bedeutet immer auch, eine Wahl zu treffen – und andere Optionen bewusst nicht zu verfolgen. Das ist unbequem, manchmal unpopulär, und fast immer mit inneren Spannungen verbunden. Doch nur durch diese Fokussierung entsteht echte Wirksamkeit.
Wenn in Workshops oder Strategieprozessen alle Perspektiven gleich gewichtet werden, entsteht ein verwässertes Sammelsurium an Zielen, Maßnahmen und Schlagworten. Das fühlt sich vielleicht demokratisch an – ist aber nicht strategisch.
Kompromisse sind das Gegenteil von Strategie
Führungsteams müssen lernen, diese Spannung auszuhalten: zwischen dem Wunsch nach Harmonie und der Notwendigkeit zur klaren Priorisierung. Strategie darf polarisieren. Sie darf auch wehtun. Denn sie ist die Antwort auf die Frage: Was ist so wichtig, dass wir es allen anderen Optionen vorziehen – selbst wenn das bedeutet, dass wir Widerstand aushalten müssen?
Reflexionsfragen:
Welche strategischen Initiativen in Ihrem Unternehmen sind "nur" aus Konsensgründen entstanden?
Gibt es Themen, die Sie und Ihr Team eigentlich vom Wesentlichen ablenken - aber niemand spricht es aus?
Trifft eine der 5 Konsensfallen des Mini-Leitfadens auf Sie und Ihr Team zu?